Wie entstand der pädagogische Ansatz Maria Montessoris?
Maria Montessori wuchs in einer gebildeten Familie auf. Marias Vater war Akademiker und arbeitete als hoher Beamter. Ihre Mutter setzte sich für benachteiligte Menschen ein und lehrte Maria den Umgang mit behinderten Menschen, weshalb dieser ihr schon früh vertraut war. Da Maria sich schon früh für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich interessierte, studierte sie Physik, Mathematik und Naturwissenschaften. Nach einiger Zeit studierte sie Medizin und war somit die erste Frau Italiens, die Medizin studierte. Schon während des Studiums konzentrierte sie sich auf Kinderheilkunde und betrachtete psychiatrische Gesichtspunkte der Medizin genauer. Als sie schließlich als Ärztin arbeitete, hatte sie es immer wieder mit sogenannten schwachsinnigen bzw. behinderten Kindern zu tun. Da diese sie sehr berührten, wollte sie sie mehr fördern. Deshalb las sie zahlreiche Schriften über die Erziehung geistig behinderter Kinder und entdeckte dabei Schriften von den Ärzten J. M. Gaspard Itard und Edouard Seguin über die Erziehung von geistig behinderten und Taubstummen Kindern. Außerdem hielten diese die Wissensvermittlung in der Schule für verdummend und forderten mehr Achtung der Individualität jedes einzelnen Kindes. 1900 wurde Montessori schließlich Leiterin der „Scuola Magistrale Ortofrenica“ an der zum einen Lehrer und Lehrerinnen ausgebildet werden und zum anderen behinderte Kinder betreut werden. Während dieser Zeit erstellte sie das Fundament ihrer pädagogischen Überlegungen, indem sie das Verhalten der Kinder beobachtete und alles genau protokollierte, dabei wendete sie die Erziehungsmethoden von Seguin und Izard an und entwickelte diese auch weiter. Als sie die Schule nach nur zwei Jahren verließ, studierte sie Anthropologie, Erziehungsphilosophie, Hygiene und Experimentalpsychologie.
Auf einem Pädagogenkongress in Neapel veröffentlichte sie ihre Meinung, dass Kinder in der Schule nicht gefördert , sondern auf niedrigen Niveau gehalten werden. 1907 eröffnete sie schließlich ihr eigenes Kinderhaus, in welchem zahlreiche und vielfältige Materialien für behinderte Kinder vorhanden waren. Wichtig ist, dass Maria es den Kindern selbst überließ, womit sie sich beschäftigen wollten, jedoch forderte sie die Kinder auf, die benutzen Materialien wieder an den ursprünglichen Platz zurückzubringen. Beim Einzug verhielten sich die Kinder zunächst widerwillig und zeigten kein großes Interesse, aber nach einiger Zeit zeigten sie Interesse an lehrhaften Materialien. Durch das Leben im Kinderhaus veränderten sich die Kinder sehr. Aus eingeschüchterten oder wilden Kindern wurden schließlich lernwillige, aktive und gesellige Kinder, die Selbstvertrauen zeigten.
Die Grundlagen für die Entstehung der Montessori Pädagogik basieren schließlich auf Marias naturwissenschaftlich und psychiatrisch orientierten Denken und auf der positiven Einstellung gegenüber Behinderten Menschen.
Maria Montessori Menschen- und Weltbild
Laut Maria Montessori ist der Mensch vollkommen und kann eine universale und harmonische Gesellschaft bilden. Jedoch sollten dabei die Entwicklungsmöglichkeiten jedes einzelnen Kindes erkannt und zur Entfaltung gebracht werden.
Weiterhin ging Montessori von der Existenz eines inneren Bauplans aus, der die Entwicklung des Kindes leitet und durch Beobachtungen erforscht wird. Dazu benötigt das Kind Umwelteindrücke, welche mithilfe des absorbierendes Geistes des Kindes und unter Lenkung der sensiblen Phasen aufgenommen werden. Montessori ging davon aus, dass der menschliche Geist ein absorbierender Geist ist, der von Geburt an darauf ausgerichtet ist, alles in sich aufzunehmen, was um ihn herum zu finden ist. Zunächst werden auch uninteressante Informationen aufgenommen, welche dann erst später vom Kind absorbiert werden. Weiterhin unterlaufen Kinder nach ihr die sensiblen Phasen, welche Phasen im Kindesalter sind, in welchen das Kind besonders offen und empfänglich für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten ist.
Des weiteren beschreibt sie das Phänomen der "Polarisation der Aufmerksamkeit". Dieses besagt, dass Kinder sich von selbst und ausdauernd mit phasengerechten Materialien beschäftigen, ohne sich dabei in geringster Weise ablenken zu lassen. Dabei entscheidet nicht der Erzieher, sondern das Kind selbst entscheidet über seine eigenen Bedürfnisse, wodurch das Kind, laut Montessori, seine Seele aufbaut.
Im Laufe ihrer Forschungen entwickelte Montessori schließlich vier Entwicklungsphasen, die der Mensch während seiner Entwicklung durchläuft. In der ersten Phase, welche vom ersten bis zum dritten Lebensjahr andauert, beschreibt sie den Menschen als einen psychischen Embryo. Während dieser Zeit entwickeln sich die Persönlichkeit und individuellen Fähigkeiten des Kindes. Des weiteren ist das Kind während dieser Phase besonders offen für die für die Entwicklung der Motorik, der Sensorik, der Sprache und des Ordnungssinns. Der Einfluss der Gemeinschaft spielt in dieser Zeit auch eine bedeutende Rolle für das weitere Leben. Die zweite Phase beginnt im dritten Lebensjahr und endet im sechsten Lebensjahr. Montessori beschreibt den Menschen in dieser Phase als einen sozialen Embryo. In dieser Phase werden bisher aufgebaute Funktionen weiterentwickelt und ausgebaut. Des weiteren sehen sich die Kinder als Gemeinschaft an und entwickeln ein Gruppengefühl, nach welchem sie entsprechend handeln. Zu dieser Gemeinschaft fühlt sich jedes Kind verbunden. Die dritte Phase beschreibt den Menschen als sozialen Neugeborenen und findet vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr statt. In dieser Phase schließen sich die Kinder bewusst zusammen und erleben eine organisierte Gesellschaft. Dabei akzeptieren und bemerken sie, dass es bestimmte Gesetze und Normen bei diesem Zusammenleben gibt und eine funktionierende Gemeinschaft immer Zusammenhalt und eine Leitung bedarf. Ab dem zwölften Lebensjahr beginnt schließlich die letzte Phase, welche den Mensch als einen sozialen Menschen beschreibt. Während dieser Phase entwickeln die Kinder Gefühle für die Gemeinschaft als Ganzes und vervollständigen die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und für die entsprechenden Konsequenzen einzustehen. Die bisher erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse nutzt das Kind schließlich, um für sich und für andere zu sorgen. Am Ende dieser Phase erlangen sie schließlich das Potenzial, eine eigene Familie zu gründen.